Brennnessel

Urtica dioica L., Urticaceae

(Urticae folium)

Vorkommen und Beschreibung

Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist eine einheimische mehrjährige Pflanze, die sich über Sproßausläufer im Boden und über Samen verbreitet. Als Pionierpflanze erscheint sie rasch nach einem Kahlschlag und an Wegrändern. Brennnesseln gedeihen an vernässten Stellen und auf überdüngten Weiden, an Mistlegen aber auch in Gärten. Die Brennnessel gilt allgemein als Zeigerpflanze für nährstoffreiche bzw. stickstoffreiche- Böden und feuchte Standorte. Brennnesseln wachsen aber praktisch überall. Bei Wildkräuterfans sind Brennnesseln als vitales Gemüse beliebt, bei Spaziergängern und Gartenbesitzern wegen der Brennhaare eher unbeliebt. Aus ökologischer Sicht sind Brennnesseln sehr wertvolle Futterpflanzen für die Raupen einer Vielzahl von Falterarten.

Verwendung:

Färbepflanze: das Kraut dient der Chlorophyllgewinnung zum natürlichen Grünfärben und wird industriell verarbeitet.
Faserpflanze: Nesselfasern für Stoff aus dem Bast der vierkantigen, zähen Stängel.
Tierfutter und traditionelle Tiermedizin: Sehr eiweißreiches Futter, getrocknetes Brennnesselkraut zur Anregung des Milchflusses bei Kühen und für bessere Eidotterfarbe bei Hühnern wegen der Chlorophyllfarbstoffe.
Biologisches Pflanzenstärkungs und -wuchsmittel und biologisches Mittel zur Insektenabwehr in Form von Brennnesseljauche oder Brühe.
Kulinarisch: Junge Brennnesseltriebe für Suppe, Wildgemüse und Salat.
Medizin: frisches Brennnesselkraut als Saft, getrocknet als Tee, Wurzeln und Früchte ebenfalls mit medizinischer Verwendung.

Inhaltsstoffe:

Gesunde Inhaltsstoffe sind die hohen Gehalte an Chlorophyll, Carotinoiden und Lutein, die hochwertigen Proteine und die Mineralstoffe, allen voran die Kieselsäure (Silicium) und Kalium sowie Kalzium und Eisen. Medizinisch wirksame Bestandteile des Brennnesselkrautes sind Flavonoide (Rutin, Quercetin), Phytosterole, Phenolcarbonsäuren und Scopoletin. In den Brennhaaren biogene Amine wie Acetylcholin, Histamin und Serotonin. In der Wurzel Steroide wie das ß-Sitosterin, Lectine darunter Urtica-dioica-Agglutinine, Lignane, Polysaccharide.

Die Brennnessel für die Frühjahrskur und zur Entschlackung

Brennnesseln gehören zu den ersten Frühjahrsboten und liefern das erste essbare Grün. Junge Brennnesseln stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe und haben einen höheren Proteingehalt als die meisten anderen Grünpflanzen. Daneben sind sie sehr reich an Silizium in Form von freier Kieselsäure. Silizium ist für den Aufbau von Bindegewebe und Knochen aber auch Haut, Nägeln und Haaren sehr wichtig. Der Körper kann die in Brennnesseln vorkommende Kieselsäure wesentlich besser aufnehmen und verwerten als den gebundenen Mineralstoff Silizium. Daneben regt Brennnessel den Stoffwechsel an. Brennnesseln und ihre Zubereitungen wie selbstgemachter Tee und Saft sowie Suppe sind seit Jahrhunderten erprobte und bewährte Heilmittel für Frühjahrskuren und Durchspülungstherapien, zur Ausschwemmung, Entgiftung und Entschlackung des Körpers sowie zur Unterstützung von Schlankheitskuren.

Brennnessel gegen Blasenentzündung und Nierengrieß

Brennnesselsaft hat harntreibende Wirkung. Die Diurese beruht auf dem Kaliumgehalt im Zusammenspiel mit anderen Wirkstoffen. Zu den diuretisch wirksamen Bestandteilen zählen Kaffeoyläpfelsäure und Chlorogensäure, die außerdem entzündungshemmend sind. So wird Brennnessel-Saft oder -Tee bei bakteriell bedingten Erkrankungen und Entzündungen von Niere und Blase zum Durchspülen der Harnwege eingesetzt. Auch zur Vorbeugung und Behandlung gegen Nierengrieß sind Zubereitungen aus Brennnesselkraut geeignet.

Brennnesselkraut gegen Gicht, Rheuma und Arthritis

Die diuretische Wirkung des Brennnesselkrautes führt auch zu einer vermehrten Ausscheidung von Harnsäure. Harnsäure entsteht beim Eiweißabbau im Körper. Erhöhte Werte von Harnsäure im Blut können zur Bildung von Harnsteinen und zur Ablagerung in den Gelenken und damit zu Gicht führen. Diesem Prozess kann mit Brennnessel-Saft vorgebeugt werden. Auch rheumatische Erkrankungen können mit Harnwegsinfektionen oder einem hohen Eiweißgehalt in der Ernährung zusammenhängen. So unterstützt Brennnessel die Behandlung rheumatischer Beschwerden dank ihrer nachgewiesenen Eigenschaften die Durchspülung und Entschlackung zu fördern. In Patientenstudien konnte auch die Wirksamkeit gegen Arthritis bestätigt werden. Brennnessel hemmt dabei die körpereigene Produktion der für Rheuma, Arthritis und Gelenkentzündungen verantwortlichen Zytokine.

Brennnesselwurzel für Harnblase und Prostata

Extrakte aus der Brennnesselwurzel sind Mittel der Wahl bei einer beginnenden gutartigen Vergrößerung der Prostata und den damit verbundenen Beschwerden beim Wasserlassen. Die Indikation der Kommission E für Brennnesselwurzelstock heißt: "Miktionsbeschwerden bei Prostatadenom Stadium I und II". Diese Anwendung für Brennnesselwurzel beruht auf ihrem komplexen Wirkstoffgemisch. Brennesselwurzel wirkt krampflösend, entzündungshemmend und immunstimulierend. Es gibt auch erste Hinweise auf eine krebshemmende Wirkung beim Prostatakarzinom.

Autorin: Stefanie Goldscheider


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Moringa

Autorin: Stefanie Goldscheider

Literatur:
- Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde; 2. Auflage 2009; Sonntag, Stuttgart
Brendler - Gruenwald - Jaenicke; Heilpflanzen-CD-ROM; Medpharm Scientific Publishers 2003
- Fintelmann, V; Weiss, R.F.: Lehrbuch Phytotherapie; 11. Aufl. 2006; Hippokrates Verlag, Stuttgart
- Frohne, D.; Jensen: Heilpflanzenlexikon; 7. Aufl. 2002; Wissenschaftliche Verlags GmbH, Stuttgart
- Jänicke - Grünwald - Brendler: Handbuch Phytotherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2003
- Van Wyk, C. Wink; M. Wink: Handbuch der Arzneipflanzen; 2004; Wissenschaftliche Verlags GmbH, Stuttgart
- Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen;Kosmos Verlag Stuttgart, 2004
- Wichtl, M.: Teedrogen und Phytopharmaka, 4. überarb. Aufl. 2002; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- Zeitschrift für Phytotherapie, Hippokrates-Verlag