So gelingt die Umstellung auf Biolandwirtschaft finanziell

Biologischer Landbau ist in aller Munde. Seit 2008 hat sich in Deutschland der Umsatz von biologisch produzierten Lebensmitteln mehr als verdoppelt. 2018 betrug er mehr als 10 Milliarden Euro. Diese wirtschaftliche Entwicklung ist getragen von einem gestiegenen Umweltbewusstsein in der Bevölkerung. Sowohl Privatkunden als auch Unternehmen legen immer mehr Gewicht auf die regionale Herkunft und die Herstellungsweise ihrer Lebensmittel. Die Bioerzeugung ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern kommt auch der Umwelt zugute.

Umsatz und MArktanteil Biolebensmittel

 

Welche Geschäftszweige lassen sich auf "biologisch" umstellen?

Nahezu alle Erzeugnisse sind für den biologischen Anbau geeignet. Die Umstellung bringt allerdings Kosten mit sich, die von den Produkten abhängen. Bei der Bewältigung dieser Umstellungskosten helfen sowohl der Staat, das Bundesland als auch ein Darlehen. Neben der Produktionsanpassung kommen neue Betätigungsfelder hinzu, die bisher nicht von der Landwirtschaft gedeckt wurden. Hier ein kleiner Auszug der Möglichkeiten im Biolandbau:

  • Biomasse zur Energiegewinnung
  • Die dominierenden Heizungsarten in Deutschland sind noch immer Öl oder Erdgas – also fossile Brennstoffe. In den letzten Jahren konnte sich jedoch eine weitere Quelle etablieren: die Energiegewinnung aus Biomasse. Neben dem klassischen Heizen mit Holz zählen dazu weitere nicht-fossile Brennstoffe. Denn auch Abfälle aus der landwirtschaftlichen Produktion und der Tierhaltung lassen sich zu Energie verarbeiten. Insbesondere die Energiegewinnung aus Gülle entlastet gleichzeitig die Umwelt und schont das Grundwasser. Mithilfe spezieller Anlagen gelingt die Produktion von Biogas, Biostrom, Pellets zum Heizen sowie Bioethanol.

  • Gemüse, Kräuter und Gewürze
  • Diese Lebensmittelgruppen sind besonders anfällig für Schädlinge und Unkraut und müssen mit größter Hygiene produziert werden. Daher erfordert deren biologische Erzeugung neben erweiterten Kenntnissen auch alternative Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung und Unkrautvernichtung sowie zur biologischen Düngung. Vor allem aber ergeben sich hier Möglichkeiten der Direktvermarktung und einer größeren Wertschöpfung durch Weiterverarbeitung und somit weitere Investitionen.

  • Pilze
  • Pilze aus heimischem Anbau erfreuen sich steigender Beliebtheit. Der Frischpilze-Markt ist in Deutschland nicht ausreichend versorgt. Investitionen in den professionellen Pilzanbau ermöglichen die Diversifizierung auch bei kleinen und sehr kleinen Betrieben sowie die Direktvermarktung und sind ökonomisch interessant.

  • Getreide
  • Die Getreideerzeugung ohne den Einsatz von Gentechnik und Pestiziden ist eine Herausforderung. Da bei der biologischen Erzeugung grundsätzlich eine höhere Wahrscheinlichkeit für Pilzbefall und die Beimischung von Unkräutern besteht, sind ausgeklügelte Verfahren zur Reinigung, Trocknung, Qualitätssicherung und Lagerung notwendig.

Veränderungen kosten Geld – so klappt die Finanzierung

Bei der Umstellung vom konventionellen auf biologischen Anbau fallen in der Regel Mehrkosten an. Dazu gehören unter anderem Investitionen für:

  • eine größere Anbaufläche
  • biologisch gewonnenes Saatgut
  • biologisch gewonnenes Saatgut
  • Anlagen zur Verarbeitung von Biomasse
  • spezielle Trocknungs- und Reinigungsanlagen für die Erzeugnisse
  • Gewächshäuser für den regionalen Anbau von Gemüse, Pilzen, Kräutern und Gewürzen

Dabei können die Kosten für die fälligen Neuanschaffungen im ersten Augenblick abschreckend sein. Mithilfe eines guten Finanzplans rechnen sich die Investitionen jedoch bereits nach wenigen Jahren. Die beiden wichtigsten Säulen auf dem Weg zu einem umweltbewussten Betrieb sind Hilfen von staatlichen Stellen sowie günstige Darlehen zur Investitionsfinanzierung.


Staatliche Förderung nutzen

  • Biogasanlagen zur Strom- und Wärmegewinnung werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, zinsverbilligte Kredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Anspruch zu nehmen.
  • Für die Umstellung auf biologische Lebensmittelerzeugung bieten die Länder Förderprogramme an.
  • Die jeweiligen Förderhöhen richten sich nach dem jeweiligen Bundesland, der Anbauzeit sowie den angebauten Produkten.
  • Die Beratung zu den Umstellungsmaßnahmen fördert der Bund mit einem speziellen Programm.

Fremdkapital clever einbinden

Staatliche Fördergelder reichen für die Umstellung eines Betriebs in der Regel nicht aus. Sie sollen vielmehr einen Anreiz setzen, um die Entscheidung und die ersten Jahre als Biohof zu erleichtern. Soll der darüber hinausgehende Kapitalbedarf nicht komplett aus den eigenen Rücklagen gestemmt werden, ist ein Kredit die beste Wahl. Mithilfe günstiger Kreditzinsen lässt sich die Umstellung einfach finanzieren – eine Grundschuld bietet der Bank dabei eine gute Sicherheit. Die anfallenden Kreditzinsen lassen sich zusätzlich steuerlich abschreiben – ebenso wie die Anschaffungskosten der neuen Grundstücke und Maschinen.



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