Tollkirsche

Atropa belladonna L., Solanaceae

(Belladonnae folium und radix)

Vorkommen und Beschreibung

Die Tollkirsche Atropa belladonna ist eine mehrjährige, 1,5 m hohe Staude mit großen Blättern, braunvioletten Blüten und schwarzvioletten, attraktiv aussehenden aber tödlich giftigen Früchten. Tollkirsche wächst wild an Waldwegen, auf Lichtungen und Kahlschlägen oder Äckern in Europa, Kleinasien und Nordafrika. Die sehr giftige Pflanze gehört zur Familie der Kartoffelgewächse (Solanaceae), zu der auch andere Giftpflanzen gehören. Anbau in Osteuropa, China und Rußland.

Verwendung:

Die getrockneten Blätter, Blüten und Beeren (herba) oder die Wurzel (radix) zur industriellen Alkaloidextraktion.

Inhaltsstoffe:

0,3 bis 1 % Alkaloide in der Blattdroge, bis 1,2 % in der Wurzel. Davon mind. 75 % Hyoscyamin, Rest Atropin, Belladonnin, Scopolamin und Cuskhygrin.

Tollkirsche in der Medizin

Die Tollkirsche ist eine sehr gefährliche Giftpflanze mit stark narkotischer Wirkung. Sie verursachte viele Todesfälle. Das einheimische Nachtschattengewächs ist mit den aus Amerika stammenden Kartoffeln und Tomaten verwandt, deren grüne Teile ebenfalls stark giftig sind. Bei der Tollkirsche ist die ganze Pflanze tödlich giftig, enthält aber unterschiedliche Wirkstoffe. Die Alkaloide Hyoscyamin (das beim Trockenen in Atropin übergeht) und Scopolamin bewirken allgemein eine Lähmung der glatten Muskulatur, z.B. des Magen-Darm-Kanals sowie die Sekrethemmung z.B. der Bronchialdrüsen. Die Alkaloide der Tollkirsche sind stark halluzinogen. Atropin hemmt die Nervenreizleitung und führt damit zu einer Erweiterung der Pupille, was teilweise auch heute bei Untersuchungen des Auges Anwendung findet und früher zur Steigerung der Schönheit (A. belladona) Verwendung fand. In der klassischen Medizin wird Tollkirsche nur noch in speziellen Fällen verabreicht, wie etwa bei spastischer Verstopfung, Koliken und Gallenbeschwerden sowie gegen Vergiftungen mit Insektiziden wie E605. In der Homöopathie ist die Tollkirsche eine sehr bedeutsame Arzneipflanze. Belladonna wird viel verwendet in Potenzen ab D4 gegen Fieber, gegen Magen-Darmerkrankungen mit Krämpfen, gegen Neuralgien sowie gegen Bronchialasthma.


Weitere starke Giftpflanzen als Heilpflanzen: Schöllkraut, Mistel

 

Eine ungiftige Heilpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse:

- Die Schlafbeere Ashwaganda

 

Gesunde und wohlschmeckende Verwandte der Tollkirsche:

- Die Gojibeere
- Die Kapstachelbeere


Literatur:

- Brendler - Gruenwald - Jaenicke; Heilpflanzen-CD-ROM; Medpharm Scientific Publishers 2003
- Fintelmann, V; Weiss, R.F.: Lehrbuch Phytotherapie; 11. Aufl. 2006; Hippokrates Verlag, Stuttgart
- Frohne, D.; Jensen: Heilpflanzenlexikon; 7. Aufl. 2002; Wissenschaftliche Verlags GmbH, Stuttgart
- Jänicke - Grünwald - Brendler: Handbuch Phytotherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2003
- Wichtl, M.: Teedrogen und Phytopharmaka, 4. überarb. Aufl. 2002; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- Zeitschrift für Phytotherapie, Hippokrates-Verlag