So ein Bier!
Eine kleine Bierkunde
von Stefanie GoldscheiderGeschichte des Bierbrauens
Ob im fernen China das helle Reisbier, im tropischen Afrika Bier aus Kochbananen, Maniok und anderen Stärkepflanzen oder bei den Indios die "Chicha", das Bier aus verschiedenfarbigem Mais oder Kichererbsen - Bier und die Bierbrauerei sind in traditionellen Gesellschaften überall auf der Welt unabhängig voneinander erfunden worden.
Die Anfänge unseres Bieres aus Braugetreide liegen viele tausend Jahre zurück. Man verwendete anfänglich Fladenbrot, das zum Vergären eingeweicht wurde, denn die Mälzerei, bzw. das Ankeimen des Getreides wurde erst um 2000 v. Chr. von den Ägyptern erfunden. Die Germanen, deren Braukunst ebenfalls bis ca. 1000 v. Chr. zurückreicht, entwickelten das Würzekochen aus angekeimtem und wieder getrocknetem Getreide.
Gebraut in Klöstern, erforscht an Universitäten
Bevor ab ca. 1000 n. Chr. in den Klöstern die Brauerei zu einer Kunst erhoben wurde, war Bier wie Brot in jedem Dorf von Frauen hergestellt worden. Die Klöster entwickelten nun systematisch Rezepte unter Verwendung von Hopfen, und es entstanden geschmacklich und qualitativ verbesserte Biere.
Im Jahre
1516 wurde in Bayern das Reinheitsgebot erlassen, welches bisher verwendete
Zutaten wie Kartoffeln oder Kastanien, aber auch den knappen Backweizen
vom Bierbrauen ausschloss. Die Studien über Hefegärung durch
Louis Pasteur im 19. Jahrhundert und die Erkenntnisse zu Hygiene und Kühlung
ermöglichten schließlich den Siegeszug untergäriger Biere
aus Reinzuchthefen. Von Pilsen und Budweis aus verbreiteten sich diese
früher nur im Winter herstellbaren Biersorten über die ganze
Welt.
1. Braurohstoffe: Braugerste, Malz, Hopfen, Hefe, Brauwasser, andere Brauzutaten
2. Brauerei: Brauvorgang, Bier-Nährwert, Biersorten, Reinheitsgebot, Biobier
1. Braurohstoffe
Braugerste
In Europa ist der wichtigste Rohstoff
für Bier die Gerste. Von höchster Braueignung ist die zweizeilige,
nickende Sommergerste. Bei ihr sind die Ähren reif hängend (Abb. 2). Die Körner der Sommergerste enthalten besonders viel Stärke, für die Vergärung. Die Spelzen sind hell und fein (Abb.
3). Braugerste muß eine hohe Keimfähigkeit besitzen. Die Spelzen
dürfen nicht von Pilzbefall geschwärzt sein, und der Eiweißgehalt
muss niedrig sein. Beides ist durch lockere Feldbestände und
den Verzicht auf synthetische Stickstoffdüngung zu erreichen. Von
Vorteil sind außerdem geeignete Sorten und Anbaumethoden, die die
Anwendung und damit Rückstände von Pflanzenschutzmitteln vermeiden,
denn die Spelzen werden nicht gewaschen und beim Brauen mitverwendet. Pestizide und gesundheitlich bedenkliche Substanzen könnten somit ins Bier übergehen.
Braumalz
Im
Wein vergärt Zucker direkt zu Alkohol - im Bier müssen die vergärbaren
Zucker erst durch eine Fermentation bzw. enzymatischen Abbau aus dem Speicherkohlenhydrat
Stärke entstehen. Das ist durch das so genannte Mälzen gewährleistet.
Dabei wird Getreide vorgekeimt. Das Vorkeimen mobilisiert verschiedene
Enzyme, die wiederum die Speicherstoffe des Getreidekorns (Kohlenhydrate
und Protein) spalten und damit dem Wachstum des Keimlings, aber auch einer
Gärung verfügbar machen. Das entstehende Grünmalz (Abb.
4) muß anschließend zum richtigen Zeitpunkt beim sogenannte
Darren bei definierter Trocknungsdauer und -temperatur zum gewünschten
Malztyp (Tab. 1) verarbeitet werden. Je später gedarrt wird, desto
mehr Zucker sind bereits entstanden, je heißer gedarrt wird, desto
dunkler (gemessen in EBC*) wird das Malz und desto mehr Enzyme werden
zerstört. Je mehr Enzyme zerstört werden, desto weniger Zucker
können später vergären und desto malzig-süßer
wird das Bier. Dunkle Malze werden in bestimmten Anteilen für Farbe
und Malzaroma, bzw. Süße dem Bier zugegeben. Dunkle Malze enthalten
nur noch wenige Enzyme für den Abbau der Stärke zu Zuckern.
Sie können im Gegensatz zu hellen Malzen nie ausschließlich
für eine Schüttung (= Mischung der verschiedenen Malze beim
Sudkochen) verwendet werden. Helle Malze entstehen durch langsames Darren
bei milder Hitze.
Malztyp | Biersorten | Farbe in EBC* | Anteil an der Schüttung in % |
Pilsener Malz | alle Sorten | 2,5 - 4,5 | bis 100 |
Wiener Malz | Lager, Märzen, Festbier | 7 - 15 | 90 bis 100 |
Münchner Malz | Märzen, dunkles Bockbier, Festbier | 12 - 30 | bis 80 |
Weizenmalz | Weizenbier, Altbier, Obergärige Biere | 3,5 - 5 | 10 bis 100 |
Weizenmalz dunkel | Weizenbier, Altbier, Obergärige Biere | 14 - 18 | bis 50 |
Karamellmalz hell | alle Sorten | 20 - 40 | bis 15 |
Karamellmalz dunkel | Schwarzbier, dunkles Bockbier, Festbier | >80 - 150 | >bis 10 |
Farbmalz | Märzen, dunkles Bockbier, Festbier | 1000 - 1400 | bis 2 |
Rauchmalz | Spezialbiere | 3 - 4 | bis 5 |
Tabelle 1: Malztypen und deren Verwendung *European Brewery Convention |
Die komplizierten Prozesse, die bei der
Mälzerei ablaufen, und die verschiedenen Einflussfaktoren, die zur
Erzeugung gleichbleibender Qualitäten exakt gesteuert werden müssen,
haben dazu geführt, dass Mälzereien heute weitgehend Spezialbetriebe
sind. Leider haben nur noch die wenigsten Brauereien (ca. 1 %) eine eigene
Mälzerei.
Hopfen
Hopfen (Humulus lupulus) aus der botanischen Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) ist eine bis zu 50 Jahre alt werdende, schnell wachsende und windende Kletterpflanze. Nur die weiblichen Pflanzen bilden die gesuchten Harze an ihren Blütenständen aus. Hopfen war nicht immer Bestandteil von Bier und ist es auch nicht überall.
Der Hopfen erhöht die Haltbarkeit des Bieres durch seine antibiotischen Eigenschaften und die eiweißfällenden, das Bier klärenden Bitterstoffe. Außerdem trägt Hopfen zur Schaumstabilität des Bieres bei und verleiht ihm den typisch herb-würzigen Geschmack. Er ist bekannt für seine beruhigende, schlaffördernde Wirkung und als Magenbitter.
Hopfen - Aroma und Bitterkeit
Es gibt weltweit sehr viele verschiedene
Hopfensorten im Anbau. In der Brauerei unterscheidet man die teuren Aromahopfen,
die durch ihre ätherischen Öle dem Bier Geschmack geben, und
die kostengünstigeren Bitterhopfen, deren Gehalt an Bittersäuren,
so genannten alpha-Säuren, genau bestimmt wird, um die jeweils erwünschte
Bitterkeit (Tab. 2) im fertigen Bier zu erzielen.
Biersorte |
Bitterkeit in EBU
(European Bittering Unit) |
Weizenbier, hell und dunkel Märzen und Lager Pils Schwarzbier |
10 bis 15
18 bis 25 35 bis 45 bis 65 |
Tab. 2: typische Hopfen-Bitterkeit verschiedener Biersorten |
Hopfen aus Deutschland hat gewöhnlich niedrigere alpha-Säure-Gehalte,
Sorten aus den USA, Neuseeland und England haben höhere. Hopfen enthält
je nach Sorte 1 bis 3 % ätherisches Öl und 3 bis 14 % alpha-Säuren.
Beim Brauvorgang wird die Hopfenmenge genau berechnet und dosiert und
terminiert der Würze zugegeben. Dies geschieht
in Form ganzer Dolden (Abb.7, links), als Pellets (Abb.7, rechts) oder
als flüssiger Extrakt.
Hopfenanbau
Die Ranken der meist rein weiblichen Kulturen wachsen jedes Jahr aufs neue von April bis September bis zu 30 cm am Tag. Sie erreichen an den unverkennbaren Drahtgestellen ca. acht Meter Höhe (Abb. 5) bevor die ganzen Ranken vollautomatisch geerntet und die Blütendolden (Abb. 6) abgezupft werden. Hopfen ist eine Waldpflanze, bei uns heimisch und wächst auch wild. Im Anbau ist Hopfen gegen Krankheiten sehr empfindlich und stellt an Boden und Klima hohe Ansprüche.
In den typischen Anbaugebieten mit feuchtem Klima und nährstoffreichen Böden gedeiht Hopfen in großen Pflanzungen. Er wird meist stark gedüngt und stärker gespritzt als jede andere heimische Kulturpflanze. Leider können die dafür verwendeten, besonders giftigen Pestizide oder deren Abbauprodukte mit ins Bier übergehen. Durch die hohen Düngergaben können außerdem hohe Nitratgehalte im fertigen Bier verursacht werden. Die Verwendung von Hopfen, der nach den strengen Richtlinien des des biologischen oder des biologisch-dynamischen Landbaus mit sehr begrenzter Düngung und ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel erzeugt wird schließt diese gesundheitlichen Risiken aus.
Bierhefe
Hefen, genauer gesagt Pilze der Gattung Saccharomyces, sind in allen Bieren schon immer unverzichtbarer Bestandteil bei der Gärung gewesen. Unter Gärung versteht man den Abbau von Zuckern zu Alkohol und Kohlendioxid. Da diese Prozesse in der Natur beim Gären von Obst und bei zahlreichen anderen Herstellungsverfahren von Lebensmitteln, wie beim Brotbacken oder Keltern von Wein, ebenfalls ablaufen, sind Hefearten und Bakterien überall in der Luft vorhanden. Deswegen gelang auch vor ihrer Entdeckung und ohne ihre Zugabe die Herstellung von Bier durch Spontangärung.
Um jedoch ein bestimmtes Bier einer definierten Geschmacksrichtung ohne Fremdgeschmack zu brauen, bedarf es der gezielten Zugabe der gewünschten Hefeart und der Unterdrückung aller anderen Keime durch das vorherige Kochen des Sudes.
Obergärig, Untergärig, Reinzuchthefe
Man unterscheidet traditionell zwei Hefearten: obergärige und untergärige Hefen
- Mit obergäriger Hefe werden Weizenbiere, Alt, Kölsch und englische Ales gemacht. Obergärige Hefe arbeitet bei höheren Temperaturen um die 20 °C. Sie bildet dabei sehr heftig Kohlensäure, die die schnell vermehrten Hefe-Zellverbände in Form einer Schaumschicht an die Oberfläche treibt. Diese Gärung ist einfacher und sicherer zu handhaben und verläuft schneller.
- Mit untergäriger Hefe macht man heute weltweit das meiste Bier, nämlich Pils, Export, Lager, Märzen und Bockbier. Untergärige Hefe bildet keine Zellverbände und arbeitet bei niedrigeren Temperaturen zwischen 5 und 10 °C. Deswegen konnten solche Biere früher nur im Winter gebraut werden. Die langsamer verlaufende Gärung lässt die einzelnen Hefezellen im Gärbottich nur langsam zu Boden sinken. Die Vergärung ist meist vollständiger, das Bier wird "trockener" und enthält mehr Kohlensäure.
Es gibt aber noch weitere wichtige Eigenschaften
der verschiedenen erhältlichen Heferassen, die Einflussauf Geschmack
und Verträglichkeit, Restsüße und Trübung des Bieres
haben. Die Hefetrübung oder der Satz naturtrüber, das heißt
ungeklärter Biere, ist schmackhaft und gesund, da Hefe zahlreiche
Mineralstoffe und Vitamine enthält. Naturtrübes Bier sollte
auch bevorzugt werden, weil eine künstliche Klärung mit zum
Teil zweifelhaften Klärmitteln durchgeführt wird. Klärmittel
werden nicht durch das Reinheitsgebot ausgeschlossen!
Die gezielte Züchtung und der Vertrieb von Reinzuchthefen mit konstanter
Qualität und definierten Eigenschaften brachte für Brauereien
große Vorteile. Inzwischen sind aber auch Kombinationen mit artfremdem
Genmaterial mit ganz anderen Eigenschaften praxisreif. Man arbeitet längst
an der Bereitstellung von neuartigen Hefen zur Beschleunigung und Vereinfachung
des Brauprozesses und zur Senkung der Kosten. Gesundheitliche Unbedenklichkeit
Brauwasser
90 bis 95 % des Bieres sind Wasser. Die
Qualität des Brauwassers ist entscheidend für die mikrobiologischen
Vorgänge beim Brauen. Chlor, Nitrat und hohe Wasserhärte beeinträchtigen
nicht nur die Verträglichkeit und den Geschmack des Bieres, sondern vor allem
den Brauprozess selbst. Brauwasser muss also chlorfrei, nitratarm und von geringer
Wasserhärte sein. Im Idealfall kommt solches Wasser aus der Quelle
der Brauerei, zum Teil muss aber auch nachgebessert werden. Für die
Qualität des Bieres ist dennoch der Einfluss der anderen verwendeten
Rohstoffe größer als die Mineralienzusammensetzung
des Brauwassers.
Andere Brauzutaten
In allen Ländern außer in Deutschland
dürfen noch weitere Zutaten ins Bier. Traditionell wird Reis in China
und Mais in Amerika für besonders helles Bier mit bis zu 50 % Anteil verwendet.
Beide Getreidearten sind aber auch wesentlich billiger als aufwendig hergestelltes
Malz aus feiner Braugerste.
Die Zugabe von Zuckern zur Erhöhung des Alkohol- und Kohlensäuregehalts
ist z.B. in Tschechien erlaubt. Zur Verbesserung der Vollmundigkeit und
der Schaumstabilität sowie des Aromas ist in Irland und Belgien die
Zugabe von unvermälztem Getreide üblich. Das Ergebnis sind sehr
interessante, z.T. sehr starke Spezialbiere, die zwar nicht dem Deutschen
Reinheitsgebot entsprechen, aber durchaus von hoher Qualität sein können
und nicht unbedingt billiger erzeugt wurden. In Belgien sind auch Spezialbiere mit
Fruchtzusätzen erhältlich, die teilweise unter Zugabe von Zucker
mitvergären und dem Bier einen erfrischenden, fruchtigen Geschmack
verleihen, der sicherlich Geschmacksache ist. In Deutschland sind neuerdings
änke mit anderen Zusätzen wie beispielsweise Honig oder Fruchtsäften auf dem Markt.
Brauerei
Der Brauvorgang
Wie schon die aufwändige und teure
Mälzerei, der schwierige Anbau des empfindlichen Hopfens und die
komplizierten Vorgänge bei der Hefegärung deutlich machen, ist
Brauen eine hohe handwerkliche Kunst mit vielen Verfahrensschritten, die
allesamt Einfluss auf die spätere Bierqualität haben. Die einzelnen,
z.T. zeitaufwändigen Phasen der Bierherstellung sollen hier nur kurz
erwähnt werden.
1. Mälzen: Aufbereitung der Gerste
und Keimung um Enzyme freizusetzen, die
für den Abbau der Stärke zu Zuckern gebraucht werden und abschließendes
Darren (Rösten-Trocknen).
2. Maischen: Kochen des Sudes aus Malz und
Wasser (eventuell mit anderem Getreide). Bei ansteigender Temperatur wird
zuerst Eiweiß und dann Stärke durch die verschiedenen Enzyme
nach und nach in kleinere Moleküle (vor allem Zucker)
zerlegt, das heißt verflüssigt.
3. Läutern: Abgießen und Filtern
des Sudes. Man gewinnt die sogenannte Stammwürze,
deren Extraktgehalt (Zuckergehalt) bestimmt wird. Je höher der Stammwürzegehalt,
desto gehaltvoller das Bier. Übrig bleiben die unlöslichen Bestandteile,
der Biertreber, meist Viehfutter.
4. Würzekochen: Die Würze wird
zusammen mit dem Hopfen gekocht. Dabei fällt Eiweiß aus, die
Würze klärt sich und nimmt die Bitter-
und Aromastoffe des Hopfens an.
5. Filtrieren und Kühlen: Das verklumpte
Eiweiß und die Hopfendolden werden ausgefiltert und die Würze
auf die optimale Gärtemperatur für Hefe abgekühlt.
6. Hauptgärung: Unter Zugabe der Hefe,
bei gleichbleibender Temperatur und unter Belüftung setzt die alkoholische
Gärung ein. Schaum an der Oberfläche oder Hefe am Boden des
Gärgefäßes werden am Ende entfernt bzw. nicht mit umgefüllt.
7. Nachgärung und Reifung: Verbliebene
Zucker werden durch die Resthefe zu Kohlendioxid und Alkohol vergoren,
das Bier klärt sich, Nebenprodukte der Gärung werden abgebaut,
das Bier reift zu seinem vollendeten Geschmack. Davor oder danach wird
abgefüllt.
Nährwert von Bier
Reines, naturbelassenes Bier ist ein magenfreundliches
und zugleich erfrischendes Getränk. Es ist nährstoffreich und reich an
Bitterstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen und dabei relativ arm an Alkohol.
Durch den Hopfen wirkt es außerdem harntreibend, beruhigend und
schlaffördernd.
Der Kaloriengehalt liegt weit unter dem von Wein, Sekt und alkoholischen
Cocktails, meist in der Größenordnung des Kaloriengehalts von
Limonaden. Im Gegensatz zu Limonaden enthält Bier aber gesundheitsfördernde
Inhaltsstoffe wie B-Vitamine, Kalium, Folsäure und Bitterstoffe (Tab.
3). In Maßen genossen soll es Herz und Blutgefäße schützen.
Zur Kalorien- und Alkoholreduktion bieten sich alkoholfreie Biere an.
Bier | Wein | Cola | |
Kalorien [kcal] |
35 - 45 | 70 - 80 | 43 |
Kohlenhydrate [g] | 2,8 - 3,1 | 2,5 | 10,9 |
Alkohol [g] | 2,9 - 4,6 | 7 - 10,5 | - |
Mineralstoffe [g] - Kalium [mg] |
0,2 30 - 60 |
0,25 75 - 115 |
0,05 1 |
Tabelle 3: Nährstoffvergleich |
Biervielfalt
Biere unterscheiden sich in Farbe, Malzgeschmack und Süße, im Alkohol- und Stammwürzegehalt und damit in der Vollmundigkeit, im Kohlensäuregehalt und damit in der Spritzigkeit, im Hopfenaroma und im Hefearoma. Teilweise schmecken Biere aber auch nach weiteren Zutaten wie unvermälztem Getreide, Früchten oder Gewürzen. Die weltweit gebrauten und getrunkenen Biersorten sind alles andere als einheitlich und in vielen Ländern ist Bier viel exklusiver als in Deutschland. In Deutschland gilt Bier oft als billiger Durstlöscher oder als Grundnahrungsmittel. Manche halten Bier auch für ein bitteres oder unedles Getränk.
International gibt es viele sehr noble, zum Teil auch teure Biersorten, die in außergewöhnlichen Flaschen oder sogar mit Champagnerverkorkung erhältlich sind. Eine Vielfalt an Spezialitäten und Starkbieren mit verschiedenen Geschmacksrichtungen kommen aus Irland, Belgien und den Vereinigten Staaten.
Bei uns gibt es ausgezeichnete Biere vom Pilsener Typ, die mehr oder
minder ausgeprägt bitter sind. Berühmt sind aber auch die
milden, kaum bitteren, dunklen oder hellen Weizenbiere mit und ohne
Hefegeschmack. Spezialitäten sind z.B. naturtrübes Bier oder
nach Malz schmeckendes Schwarzbier. Bier ist in Deutschland ein ausgesprochen
preiswertes Getränk, und selbst Spezialbiere oder Biere
aus ökologisch erzeugten Rohstoffen sind für
jedermann erschwinglich.
Das Deutsche Reinheitsgebot
Das Deutsche Reinheitsgebot ist in seiner heutigen Fassung seit 1906 gültig und erlaubt ausschließlich die Verwendung von Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe. Für obergärige Biere sind auch andere Getreidemalze erlaubt. Die ursprüngliche Fassung des bayrischen Herzogs Wilhelm IV. aus dem Jahre 1516 erlaubte den Zusatz von Hefe nicht, da man sie noch nicht kannte. Vor seiner Verfügung waren alle möglichen stärkehaltigen Gerstenersatzstoffe und verschiedene bitterstoffhaltige Hopfenersatzstoffe zur Bierherstellung verwendet worden. Das Reinheitsgebot war aber wahrscheinlich in erster Linie als Marktgesetz zum Schutz der bayerischen Gerstenanbauer und nicht unbedingt zum Schutz der Biertrinker gedacht. Seit 1993 ist in Deutschland der Einsatz von Ersatz- oder Zusatzstoffen erlaubt, die nicht dem Reinheitsgebot entsprechen. Diese Zutaten müssen allerdings klar kenntlich gemacht werden. Doch deutsche Brauereien scheuen den möglichen Imageverlust und verzichten auf die größeren Möglichkeiten der Geschmacksvariierung und der Kostensenkung. Auf diese Weise bleiben deutschen Biertrinkern neben anderen Rohstoffen, die unschädlich wären vor allem chemische Zusätze wie Antioxidantien, Konservierungsstoffe, Stabilisierungs- und Klärmittel, sowie Enzympräparate und gentechnisch veränderte Hefe erspart.
Qualität und natürlich gebrautes, naturbelassenes Bier
Was das Reinheitsgebot leider nicht regelt, ist die Qualität der Rohstoffe und deren Belastung mit Pestiziden, Schwermetallen oder Nitrat. Was ebenfalls nicht verboten ist, sind künstliche Beschleunigungs-, Klärungs- und Stabilisierungsstoffe, die während des Brauprozesses wieder entfernt werden können. In großen Brau-Konzernen werden solche Möglichkeiten zur Kostensenkung häufig eingesetzt. Mit Reinheit und Natürlichkeit haben diese Biere nicht mehr viel zu tun - trotz Auslobung nach dem Deutschen Reinheitsgebot.
Ein naturbelassenes, ökologisches
Bier enthält dagegen garantiert saubere Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau. Zudem
ist es auf natürliche Art, ohne jegliche Hilfsmittel und meistens
auch sorgfältiger gebraut worden.
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