Karnivoren - Biologie und Kultur Fleischfressender Pflanzen
Wilhelm Barthlott, Stefan Porembski, Rüdiger Seine, Inge Theisen
Ulmer, Stuttgart, 2004, 224
Seiten, 106 Abbildungen, Hardcover, € 49,90.
Fleischfressende Pflanzen sind
bizarr und faszinierend. In der Geschichte der Botanik dauerte es
Jahrhunderte bis die Existenz dieser evolutionären Anpassung
wissenschaftlich anerkannt wurde und das obwohl man spektakuläre
Fangmethoden wie beispielsweise das Zuschnappen der Venusfliegenfalle
beobachten konnte. Selbst Botanikern war unvorstellbar gewesen,
dass Pflanzen Tiere fangen um sie zu verdauen und ihre Nährstoffe
zu verwerten.
Viele fleischfressende Pflanzen besitzen ein sehr attraktives Aussehen.
Ihre Fangorgane müssen Beute anlocken und sind seltsam geformt
und auffällig gefärbt. Zusätzlich haben viele Arten
auch schöne Blüten, die wie die meisten Pflanzen Insekten
zur Bestäubung anlocken. Als Zimmer-, Gewächshaus- oder
Gartenpflanzen sind Karnivoren aber auch deswegen interessant, weil
manche unter ihnen sogar zur biologischen Schädlingsbekämpfung
beitragen können.
Das vorliegende reich bebilderte Buch ist die erste Übersicht
zu den inzwischen weltweit bekannten 600 karnivoren Pflanzen, von
denen noch immer weitere Arten entdeckt werden. Es behandelt ausführlich
und verständlich die Lebensräume, die Verbreitung, die
Anlockungs- und Fangmethoden, die Verdauung und die Beute. In einem
gut lesbaren, unterhaltsam geschriebenen und doch wissenschaftlich
exakten Stil erfährt man viel Erstaunliches zur Karnivorie,
ihrer Evolution und den Übergangsformen im Pflanzenreich. Der
größte Teil des Buches behandelt aber ganz Praktisches
von einer allgemeinen Kulturanleitung und Gesichtspunkten des Naturschutzes
sowie der Arterhaltung bis zu ausführlichen Kapiteln über
die einzelnen Pflanzenfamilien und Arten, darunter auch Moose und
Pilze, die ebenfalls Tierfallen entwickelt haben um an Nährstoffe
zu gelangen. Auch hier wird man immer wieder in Staunen versetzt
- ob mit brillanten Fotos oder neuesten Erkenntnissen aus der aktuellen
Forschung.
Am Ende des Buches gibt es ein Gesamtverzeichnis aller fleischfressenden
Pflanzen der Welt sowie ein Glossar der wichtigsten Fachbegriffe
und ein ausführliches Literaturverzeichnis.
Das neue Werk ist eine einmalige Referenz zu dieser speziellen Anpassung
im Pflanzenreich. Ich kann es allen, die Pflanzen immer langweilig
fanden, vor allem aber Pflanzenliebhabern, Gärtnern und Botanikern
sehr empfehlen.
Das botanische und populärwissenschaftliche Werk ist das beste
Buch des Jahres 2004 für die BIOTHEMEN Redaktion.
Stefanie Goldscheider