Hochbeete

von Stefanie Goldscheider

Es begann mit Hängenden Gärten und Reisterrassen

Terrassen-AnbauDie Ursprünge und Vorbilder heutiger Hochbeete lassen sich kaum noch zurück datieren. Durch alle Jahrtausende und in allen Hochkulturen gab es Anbausysteme, die man aus den gleichen Gründen anlegte wie moderne Hochbeete im Urban Gardening. Nur ein Aspekt hat sicherlich größere Bedeutung als früher - die Rückenschonung durch die aufrechte Arbeitshaltung. Echte Biogärtner können sich auch über weniger Probleme mit Schnecken im Hochbeet freuen. Tatsächlich gibt es viele gute Gründe und Vorzüge von Hochbeeten sowie ihren Vorläufern, den Hügelbeeten und dem terrassierten Anbau. Der Terrassenanbau wie bei den babylonischen Hängenden Gärten und den berühmten Reisterrassen schafft ebene Anbauflächen. In den Bergen und an steilen Hängen, die ansonsten gar nicht bewirtschaftet werden könnten, befestigen Stützwände aus Stein oder Lehm die mehr oder weniger großen und hohen Beete. Weinbau in SteillagenGenau an die Geländeneigung angepassten Terrassen machen eine effektive und gleichmäßige Bewässerung möglich und tragen gleichzeitig zum Hochwasserschutz bei, weil Regen besser versickern kann (Bild rechts). Beim Steillagen-Anbau von Wein in Deutschland (Bild links) an Mosel und Rhein werden höchste Qualitäten erzeugt, weil man die Sonne und Wärme des Südhangs einfängt, wogegen die Kälte und jedes zuviel an Wasser nach unten abfließen. Für gute Erwärmung und Durchlüftung im Boden und den Abfluss von überschüssigem Wasser sorgt auch ein Hochbeet.

Urban Gardening auf Asiatisch

Urban GardeningEin einfacher Vorläufer der aufwändig zu konstruierenden Hochbeete sind die äußerst produktiven und fruchtbaren Dammkulturen in Asien. An Kanälen, Straßen und Wegen (Bilder links und rechts) und rund um jede Reisterrassen werden sie sorgsam aufgehäufelt und schaffen beste Wachstumsbedingungen für anspruchsvolle Gemüsearten, die lockeren, tiefgründigen und nährstoffreichen Boden brauchen. Dammkultur in Asien Im bevölkerungsreichen Asien, wo Land schon immer knapp war, macht man uns seit Jahrtausenden vor, was in unseren Großstädten zunehmend gilt: der wenige Platz, den man für die Versorgung mit frischem Gemüse und Kräutern zur Verfügung hat, muss geschickt und effektiv genutz werden. Platz und optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen beinhaltet aber noch mehr als die ebene Erdoberfläche und die erhabene Lage des Hochbeetes, die nebenbei die Bearbeitung und Bepflanzung sowie die Pflege und Ernte viel einfacher macht. Einiges muss bedacht werden, und man braucht viel Material und einige Vorbereitung.

Die Eigenschaften eines Hochbeetes - Vorteile und Nachteile

  • Natürliche Nährstofflieferung, Wärme und CO2 aus der Verrottung organischen Materials fördern Pflanzenwuchs.
  • Lockere Erde, die Wasser gut ablaufen lässt und gut durchlüftet ist, fördert das Wurzelwachstum.
  • Bequeme Arbeitshaltung und einfache Pflege ohne Bücken schont den Rücken. Je nach Höhe des Hochbeets und Wegen auch aus sitzender Haltung.
  • Es entstehen vollkommen ebene Anbauflächen, auch am Hang, die gut gepflegt und gegossen werden können.
  • Natürliche Abwehr gegen Wühlmäuse und Schnecken ist einfach durchzuführen.
  • Sehr aufwändiger Bau, viel Materialbedarf und schwere körperliche Arbeit bei der Erstellung.
  • Wasserversorgung muss gewährleistet werden, denn der Wasserbedarf ist durch die Verrottung höher und durch die exponierte Lage ist die Nachlieferung aus dem Unterboden unterbrochen oder zu gering.

Hügelbeet und Komposthaufen in Einem

Bewässerte Terrassen

In Dammkulturen und Reisterrassen wird durch Überschwemmung bewässert (Bild links). Mit dem Überschwemmungswasser werden immer neue Nährstoffe eingetragen und die Erde bleibt fruchtbar. In unserer Zivilisation ist solches Übereschwemmungswasser nicht empfehlenswert, weswegen die Nährstoffe anderweitig zugeführt werden müssen. Wer über Tierdung von Kühen, Pferden oder Hühnern verfügt, kann sich glücklich schätzen. Im eigenen Garten ist das Beste jedoch ein Komposthaufen. Hier kann man Äste, Grünschnitt und organische Küchenabfälle zu Erde und zu Nährstoffen zurück recyclen und damit die Beete düngen; oder man kann ein Hügelbeet oder Hochbeet damit anlegen. Weil man für ein Hügel- oder Hochbeet vorab viel organisches Material sammeln muss, kann man sich zum Ziel setzen, jedes Jahr ein Neues anzulegen. Herbst oder Frühjahr sind ideal, wenn genügend Äste, Schnittgut und Laub anfallen. Im ersten Jahr, wenn sehr viele Nährstoffe auf einmal frei werden, dürfen nur starkzehrende Pflanzen aufs frische Beet. Sogenannte Starkzehrer sind Kürbis, Zucchini, Gurken, Tomaten, Kartoffeln, Kohl, Lauch, Sellerie und Zuckermais. Andere Gemüse mit mittlerem Nährstoffbedarf wie Salat und Spinat, Karotten, Rote Bete, Radieschen und Kohlrabi sollen nicht vor dem zweiten Jahr gepflanzt werden. Im neu angelegten Beet würde für diese Gemüse Überdüngung und Nitratbelastung drohen. Schwachzehrer wie Bohnen, Erbsen und Kräuter dürfen frühestens ab dem dritten Jahr gepflanzt werden. Danach besteht der Inhalt des Hochbeetes aus gut verrottetem Humus. Im Lauf von 5 bis 6 Jahren verliert es seine wachstumsfördernde Wirkung.

Hochbeete - viel drin und viel dran

Der Aufbau des Hochbeetes

Wie groß ein Hochbeet werden soll hängt selbstverständlich vom verfügbaren Platz ab. Im Urban Gardening sind deswegen eher die Mindestmaße zu beachten. In ein richtiges Hochbeet werden nämlich unterschiedliche organische Materialien in 10 bis 30 cm dicken Schichten eingefüllt. Aus dicken und dünnen Ästen, umgedrehten Rasensoden, Gartenhäcksel, Laub und Küchenabfällen werden die Nährstoffe freigesetzt und gleichzeitig Wärme für schnellen Pflanzenwuchs geliefert. Bei der Verrottung sackt die Oberfläche des Hochbeetes ab. In zu kleinen Beete kann die notwendige Schichtung und Verrottung nicht ablaufen. 80 Zentimeter Höhe, Breite und Länge sind das Minimum. In einem Garten wird man größere, vor allem längere Hochbeete bauen, bei denen zwei Richtwerte eingehalten werden sollten: Die Breite sollte so gewählt werden, dass man das gesamte Hochbeet leicht mit den Händen bearbeiten kann, denn es darf niemals betreten werden. Mehr als 120 cm sind deswegen eher unpraktisch. Hüfthöhe, also 80 bis 100 Zentimeter, ist am bequemsten zum Arbeiten ohne Bücken.

Niedrigere Hochbeete von nur 30 bis 50 cm Höhe müssen ohne die unteren unverrotteten Schichten auskommen. Sie werden nur aus den oberen Schichten, also aus reifem Kompost und guter Gartenerde gebaut und eignen sich auch im ersten Jahr besser für Salate, Hülsenfrüchte und Kräuter. Auch in Hangrichtung angeschnittene Beete in Terrassenform können, müssen aber nicht, im klassischen Hoch- und Hügelbeet-Aufbau geschichtet werden. Voll eingefasste Hochbeete sollten an der Unterseite durch ein Mäusegitter geschütz werden. Wichtig je nach Bauweise der Wände ist, dass der Wasserablauf in den Untergrund erfolgen kann.



Stefanie Goldscheider

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