Moringa

Moringa oleifera LAM., Moringaceae

von Stefanie Goldscheider

Vorkommen und Beschreibung

Moringa oleiferaMoringa oleifera ist ein Multifunktionsbaum, der auf dem indischen Subkontinent im Unterland des Himalaya heimisch ist. Moringa wächst sehr schnell, wird aber nur mittelgroß. Alle Pflanzenteile sind essbar, sogar die rübenartigen Wurzeln. Moringa hat viele Namen, darunter Drumstick-Tree, wegen seiner langen dünnen Früchte, die an Trommelstöcke erinnern. Moringa oleifera heißt auch Behennuss, weil aus seinen Samen das Behenöl gewonnen wird. Zutreffend ist auch der Name Meerrettichbaum, weil Moringa mit Meerrettich verwandt ist. Moringa oleifera gehört zur Pflanzenfamilie der Moringaceae oder Bennussgewächse, die zu den Kreuzblütlerartigen gehört. Im Deutschen ist sein englischer Name "horse radish tree" häufig auch zu Pferderettichbaum übersetzt.
Moringa ist anspruchslos und wächst sowohl in den feuchten Tropen mit sehr viel Niederschlag als auch in heißen Trockengebieten. Der Baum toleriert Böden von sauer bis alkalisch. Wegen seiner Anpassungsfähigkeit und seinen vielen Nutzungsrichtungen wird er inzwischen weltweit in den Tropen kultiviert.

Verwendung:

Alle Pflanzenteile von Moringa werden genutzt. Als Nahrungsmittel und zur Nahrungsergänzung sind insbesondere die Blätter von Moringa sehr interessant. Sie stecken voller wertvoller Nährstoffe und werten damit die Ernährung der Menschen in den Tropen auf. Daneben werden immer mehr pharmazeutisch wirksame Substanzen in Moringa entdeckt. Die unterschiedlichen Teile und Extrakte von Moringa könnten in Zukunft auch zur Vorbeugung vor Herzkrankheiten, gegen Fettleibigkeit und Diabetes sowie im Kampf gegen Krebs zum Einsatz kommen.

Inhaltsstoffe:

Phytohormone, also Isoflavonoide darunter beta-Sitosterol, Antioxidantien, Tocopherole bzw. Vitamin E, Schwefelverbindungen wie Senföle und Senföl-Glucoside bzw. Glucosinolate, Isothiocyanate und Thiocarbamate darunter Niazimizin sind sehr interessante Substanzen in Moringa. Sie werden in der medizinischen Forschung weltweit untersucht. So auch Flavonoide wie das Quercetin und Kaempferol, die in Moringa vorkommen.
Die Nährstoffe von Moringa sind ebenfalls bemerkenswert weil sich besonders viel natürlich gebundenes Kalium, Kalzium und Eisen und insgesamt 8 - 9 % an Mineralstoffen in den Blättern findet. Daneben außergewöhnlich viel Vitamin A, Vitamin B2 und Vitamin E sowie Vitamin D, Karotin und Vitamin C. Bemerkenswert ist auch der hohe Eiweißgehalt von 25 % mit allen essenziellen Aminosäuren.

Moringa steckt voller vitalisierender Nährstoffe

Praktisch alle für uns Menschen wichtigen Nährstoffe stecken in den Blättern von Moringa in hoch konzentrierter und doch ausgewogener und leicht verwertbarer Form: vor allem sehr viele Mineralstoffe, hochwertiges Eiweiß und Vitamine. Das grüne Gemüse aus Moringa ist mit Spinat vergleichbar, nur ist Moringa sehr viel wertvoller. Moringa enthält mindestens doppelt so viele Mineralstoffe und auch doppelt so viel Kalzium wie Hartkäse und ist damit eine hervorragende Kalziumquelle.

Kalzium

Für die Knochen und gegen Osteoporose essen wir Kalzium. Ein gesunder Mann hat ein Kilo dieses essentiellen Mineralstoffs im Körper, eine Frau ungefähr 800 Gramm. 99,5 % des Kalziums sind in Knochen und Zähnen eingelagert. Skelett und Zähne sind gleichzeitig der wichtigste Speicher. Die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung erfolgt im Darm und ist an komplexe hormonelle und biochemische Prozesse geknüpft. Die Kalziumaufnahme ist auch abhängig von der Form der Zufuhr, den begleitenden Mineralstoffen und dem pH-Wert der Nahrung. Deswegen ist ein Mehr an Kalzium nicht unbedingt wirkungsvoller. Vitamin D ist notwendig für den Calciumspiegel und für die Einlagerung in die Knochen. Die Ausscheidung des Kalziums erfolgt ebenfalls hormonell gesteuert über die Niere aber auch über Schweiß. Doch das Kalzium ist nicht nur für die Mineralisation, die Härte und Gesundheit von Knochen und Zähnen notwendig, Kalzium ist unverzichtbar bei biologischen Prozessen, zur Regulierung und Pufferung. Deswegen ist der körpereigene Kalziumspiegel immer nahezu gleich hoch, egal ob gerade genügend Kalzium aus der Nahrung zur Verfügung steht oder nicht. Fehlendes Kalzium wird jederzeit aus den Knochen gelöst. Auf die Dauer kann so die Knochendichte abnehmen, das Skelett porös werden.
Die bekanntermaßen besten Quellen für Kalzium sind Hartkäse und andere Milchprodukte, Wildkräuter aber auch grünes Gemüse, Nüsse und Saaten, Soja und andere Hülsenfrüchte. Moringablätter enthalten fast 2 g Kalzium je 100 Gramm - ein Spitzenwert.

Moringa stellt Milchprodukte in den Schatten was den Kalziumgehalt angeht und nimmt es mit Hühnereiern auf, wenn es um den Eiweißgehalt und die Eiweißwertigkeit geht. Moringa gehört zu den besten Quellen für Vitamin E überhaupt und übertrifft dabei Arganöl und Nüsse, mit dem weiteren Vorteil, dass Moringablätter sehr kalorienarm sind. Moringa enthält alle essentiellen Aminosäuren. Allein dadurch ist Moringa für Veganer eine hoch interessante Nahrungsergänzung. Die dunkelgrünen Blätter von Moringa voller Chlorophyll lassen Karotten hinsichtlich des Karotins blaß aussehen. Dazu kommen sehr hohe Gehalte an Kalium und Magnesium, an Antioxidantien (1) sowie an anderen für grüne Gemüse typischen Inhaltsstoffen wie Eisen, Folsäure und Vitamin K. Moringa ist ein stark basisches Produkt. Moringa eignet sich für grüne Smoothies. Die Blätter sind in verarbeiteter Form im Handel erhältlich und können einfach gegessen oder zu einem Getränk gemixt werden.

Wirkstoffe in Moringa

Moringa enthält zahlreiche Substanzen, die in der medizinischen Forschung bekannt sind. Krebshemmende Wirkstoffe in Brokkoli haben dem grünen Feingemüse aus der Familie der Kreuzblütler zu großer Beliebtheit unter gesundheitsbewussten Menschen und Gourmets verholfen. Es handelt sich um Schwefelverbindungen, die den typisch scharfen Geschmack sowie den Kohlgeruch ausmachen (die sogenannten Senföl-Glucoside). Diese krebshemmenden Substanzen sind Glucosinolate und Isothiocyanate. Auch Moringa gehört zur gleichen Pflanzenordung und enthält solche Schwefelverbindungen, darunter auch sehr seltene.

Ebenfalls als vorbeugend gegen Krebs gelten Flavonoide wie Kaempferol und Quercetin, die in Moringa wie auch in Kohlarten, Bohnen, Tomaten oder Erdbeeren enthalten sind. Moringa ist stark antioxidativ (1) durch seine hohen Gehalte an Vitamin C, Vitamin E, Polyphenolen, Flavonoiden und Karotinoiden. Diese Substanzen sind auch wirksam gegen zu hohe Blutfettwerte, zu hohe Cholesterinwerte, hohen Blutdruck, Arteriosklerose und bei zu hohem Blutzuckerspiegel bzw. gegen Diabetes. Zur Wirksamkeit von Moringa gegen Diabetes und Adipositas liegen Studien vor, die vielversprechend sind.

Pflanzliche Hormone

Moringa ist ähnlich wie Soja reich an pflanzlichen Hormonen, den sogenannten Phytohormonen. In Moringa sind viele unterschiedliche Sterole und östrogenartige Substanzen enthalten. In Hoher Dosierung kommen die Phytohormone beta-Sitosterol, Stigmasterol, Campestrol und delta-Avenasterol vor. β-Sitosterol wird als Lipidsenker und Cholesterinsenker sowie gegen Prostatabeschwerden eingesetzt. Die anderen Sterole und β-Sitosterol werden in der pharmazeutischen Industrie zur Herstellung von Steroidhormonen verwendet.

Die negativen Effekte einer isolierten Einnahme von Östrogenen wie auch von Phytoöstrogenen bei hormonabhängigen Krebserkrankungen lassen aber deren Einsatz fraglich erscheinen. Sinnvoll erscheint vielmehr eine dauerhafte Einnahme und damit Vorbeugung, quasi ein Leben lang, durch den Konsum pflanzlicher Nahrung, die natürliche Phytoöstrogene enthält. Dies sind in erster Linie pflanzliche Öle aber auch Soja, Rotklee, Rotwein und Moringa.


Autorin: Stefanie Goldscheider


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Anhang
(1) antioxidativ / Antioxidantien: Das antioxidative Potential eines Lebensmittels lässt sich messen und vergleichen anhand der sogenannten ORAC-Werte. ORAC steht für oxygen radical absorgance capacity. Der Wert besagt in welchem Maß schädliche Radikale, also aggressive Stoffwechsel-Abbauprodukte im Körper neutralisiert werden können.


Quellen:
- Nutzpflanzenkunde, R.Leiberei, C.Reisdorff, Thieme, 7. Auflage 2007
- Lexikon der Lebensmittel und der Lebensmittelchemie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. 4. Auflage 2005
- RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie, Thieme, 2. Auflage 2006
- Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle, Springer 2008
- Krebszellen mögen keine Himbeeren, Kösel, 12. Auflage 2009