Wein - natürlich und geschichtsträchtig

Von Stefanie Goldscheider

Weinreben, Weintrauben und Weinherstellung

Wein hat eine sehr lange Geschichte. Die ersten spontan aus Trauben vergorenen alkoholischen Säfte wurden bereits vor ungefähr 8000 Jahren in Persien und Mesopotamien getrunken. Mit zunehmendem Können verbreitete sich der Wein-Anbau und die Verarbeitung, der Ausbau der Weintrauben. Wein ist bis heute ein auf natürliche Weise entstehendes Getränk und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit.

Große kulturelle Vielfalt...

Die Anzahl der Weine ist nicht zählbar, genauso wie auch die angepflanzten Rebsorten. Unterschiedliche Methoden der Rebenerziehung und Weinherstellung sind charakteristisch für bestimmte Weinregionen vor allem in den traditionellen Weinbauländern. Weinberge und Weinkeller machen die darin produzierten Weine unverwechselbar.

Ein Trend sind regionale Spezialitäten, oft Terroir-Weine und Weine aus regionalen, sogenannten autochthonen Rebsorten, aber auch der Bio-Weinbau sowie widerstansfähige neue Rebsorten.

... und globalisierte Massenware

Durch neue Verfahren der Weinherstellung - von denen manche mit Kelterei und traditionellem Weinausbau nichts mehr gemeinsam haben - wird das Weinangebot beziehungsweise die Masse immer größer. Die Unterschiedlichkeit der Weine allerdings geht dabei oft verloren.


Dieser Bericht beschreibt die Weinkultur in allen Facetten der Regionen, Anbaumethoden, Rebsorten und Qualitätsklassen.


- Die Weinrebe Vitis vinifera

- Weinbau und Rebenerziehung

- Weinlese, Kelterei und Weinausbau

- Gesundheitswert, Inhaltsstoffe und Alkohol

- Weine und Qualitätsklassen der Weinländer und Regionen

- Rebsorten und Rebsortenweine

- Glossar der Weinfachbegriffe



Die Geschichte des Weins

Mehr als nur gemießbar

Wein begleitete bereits die Anfänge der Menschheit. Die süßen, erfrischenden und überall verfügbaren Weinbeeren wuchsen weitverbreitet wild. Sie konnten leicht gesammelt werden und bereicherten den Speiseplan auch in Form von Weintrauben oder Rosinen. Die Geschichte der Weinbereitung beginnt wohl zufällig: mit dem versehentlichen Vergären reicher Traubenernten und neugierigen sowie durstigen Zeitgenossen. Sie wussten das betörende Bukett zu schätzen und die berauschende, süffige sowie prickelnde Maische (1) war mehr als nur genießbar.

Festlich und haltbar

Zu Zeiten der ägyptischen Pharaonen und in biblischen Zeiten war die Anlage großer Weinberge und die Abfüllung und Lagerung des auf natürliche Weise haltbaren Weines in Amphoren bereits Gang und Gäbe. In der Mythologie der weinbauenden Griechen und Römer gibt es den Weingott Dionysos beziehungsweise Bacchus, der in Weinfesten verehrt wurde.

Seefahrer, Römer und Mönche

Im Mittelmeerraum breitete sich der planmäßige Weinbau mit den seefahrenden Griechen aus. Mittel- und Nordeuropa, wo Reben im Rheintal ebenfalls wild wuchsen, erreichte der Weinbau mit den Römern. Die Weinrebe war schon Jahrtausende vor den Römern da. Die Verbreitung des Weines in ganz Deutschland ging mit der Verbreitung des Christentums einher. Den Klöstern ist unsere Weinkultur zu verdanken.

Traditionelles Lebenselixier

Wein galt lange Zeit nicht als Genussmittel, sondern als stärkendes Lebensmittel und als heilende Medizin. Sein Konsum wurde im Mittelalter immer beliebter und war weit ungefährlicher als das Trinken von Wasser, denn der Alkohohlgehalt tötete überall vorhandene Keime. Tatsächlich hat sich der gesundheitsfördernde Einfluss regelmäßigen Weinkonsums immer wieder in Studien bestätigt. Heute wird jedweder Alkoholkonsum allerdings kritisch gesehen.

Globalisiertes Genussmittel

Die Beliebtheit des Weines in der Alten Welt sorgte mit den Auswanderungswellen aus Europa für seine rasche Verbreitung in Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien.

In den Ursprungsländern der Weinbereitung und in der ganzen arabischen Welt hingegen wurden Weinreben mit der Ausbreitung des Islam meist nur noch für Trauben und Sultaninen angebaut. In Israel lebte die Weinkultur mit Gründung des Jüdischen Staates wieder auf, da auch im jüdischen Glauben Wein eine religöse und methaphorische Bedeutung zukommt.

Weine auf dem Weltmarkt

Heute ist der Weinmarkt sehr groß. Neben den wichtigsten und traditionsreichen Großproduzenten Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland sind die USA, Argentinien, Australien und China sowie Südafrika und Chile weitere sehr große Produzenten von Wein geworden. Die Weinpreise sind dabei genauso verfallen wie in der Folge davon auch die Weinqualitäten. Es überwiegen internationale Massenweine.

Regional und charaktervoll

Herausragende Weingüter und engagierte Winzer haben sich längst diesem Trend entzogen. Sie setzen auf regionale Vermarktung und bauen ihre Weine aus Trauben von ausgesuchten Einzellagen mit Ertragsbegrenzung aus. Sie unterstreichen den unterschiedlichen Charakter ihrer Reben und ihrer Abfüllungen. Die Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit den Ressourcen genauso wie eine natürliche und individuelle Weinbereitung stehen im Vordergrund. Das lässt sich im Wein schmecken. Solche Weine zeigen Charakter und bieten eine große Vielfalt.




Anhang:

autochthon: Der Duden nennt als Bedeutungen "eingeboren", "einheimisch", "am Fundort vorkommend". Im Weinbau bezeihungsweise bei Reben ist mit autochthon eine alte und bodenständige Sorte gemeint, die nur lokal vorkommt und häufig bestens an die teilweise schwierigen Standortbedingungen angepasst ist. Autochthone Reben ergeben Weine mit regionalem Charakter, die heute wieder gefragt sind.