Pflanzenfamilien

Was jeder Gärtner wissen sollte

Ross Bayton, Simon Maughan
Haupt, Bern, 2018; Gebunden, 224 Seiten, zahlreiche Farbzeichnungen, € 29,90.

Naturführer, die das Bestimmen und die Kenntnis der Pflanzengattungen und Pflanzenfamilien auf einfache und anschauliche Weise vermitteln (und nicht ignorieren wie in Pflanzenführern mit Sortierung nach Blütenfarben), sind eine sehr willkommene Rarität. Deswegen ist das im Original englische Buch "Plant Families - A Guide for Gardeners and Botanists" jede Beachtung wert. Wertig ist aber auch die deutschsprachige Ausgabe, welche die feinen Farbzeichnungen auf schönem Papier in edler Fadenbindung zum bibliophilen Genuss macht. Ohne die Kenntnis von Pflanzenfamilien und Pflanzengattungen kennt man auch nicht deren häufig vergleichbare Eigenschaften und Ansprüche. Klima und Bodenansprüche beziehungsweise Standorteignung, Habitus, Schnitt und Pflegemaßnamen, Bestäubungsbiologie und Fruchtung aber auch die Inhaltstoffe und der Nährwert sind häufig genauso miteinander verwandt wie der Aufbau der Blüten, auf der die klassische Bestimmung beruht. Man erwirbt also strukturiertes Wissen um dann als cleverer Gärtner seine Hortensien, Obstbäume, Astern, Kohlarten oder Tannen entsprechend zu pflegen. Die Pflanzensystematik ist also weder eine trockene noch eine überflüssige Wissenschaft. Der reale Stammbaum der Pflanzen offenbart nebenbei jede Menge interessante Fakten. So sind die ersten 45 Seiten im Buch der Pflanzenevolution sowie den Eigenschaften aller Pflanzengruppen gewidmet, stets mit feinen Zeichnungen, meist farbig illustriert. Die Besonderheiten und damit die Erkennungsmerkmale an Wurzeln und Blättern, Blüten und Samen beziehungsweise Früchten werden leicht nachvollziehbar, was im anschließenden Teil mit einfachen Ja-Nein-Fragen gleich ausprobiert werden kann. Hier wird man dann auf eine der 70 vorgestellten Pflanzenfamilien verwiesen. Große bedeutende Familien wie die Fabaceae oder Hülsenfrüchtler oder die Rosaceae bzw. Rosengewächse werden dann auf vier Seiten porträtiert, die meisten anderen Familien auf zwei Seiten. Dabei wird das ganze Spektrum, die Vielfalt gezeigt, nicht die ähnlichen Arten (letztere findet man in guten Bestimmungsbüchern). Beispielsweise werden die Malvengewächse groß behandelt, denn nach modernen DNA-Studien, die das Buch ebenfalls berücksichtigt, gehören weit mehr Pflanzen zu den Malvaceae als Eibisch, Hibiskus und Baumwolle und zwar auch Bäume wie Kapok, Kakao und Linde. Dies ist ein Beispiel für den informativen Charakter von "Pflanzenfamilien", auch für alte Hasen der Botanik.

Gartenpflanzen, egal ob es sich um Blumen, Stauden, Sträucher und Bäume oder um Gemüse handelt, werden durch dieses empfehlenswerte Buch besser zu verstehen. Wenn eine Kritik dann diese: das Buch dürfte gerne umfänglicher sein, die Nutzpflanzen der Welt dürften konsequenter mit aufgenommen werden. Ich wünsche dem Buch viele Leser und uns allen eine erweiterte Ausgabe.

Stefanie Goldscheider


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