Päonien oder Pfingstrosen

Die Arten und Sorten der Gattung Paeonia

von Stefanie Goldscheider

Die weltweit ungefähr 3000 Kultursorten der Pfingstrosen oder Päonien erinnern mit ihren Blütenformen und ihren Farben unmittelbar an Rosen. Wie bei Rosen sind auch die botanischen Wildarten der Päonien wunderschöne Pflanzen. Dennoch ist die große Vielfalt der holzbildenen Strauchpfingstrosen und der jährlich erscheinenden Staudenpfingstrosen bei uns eher unbekannt. Insbesondere die sehr robusten, länger und sehr reich blühenden Sorten der Rockii-Hybriden und Intersektionellen Itoh-Hybriden sind nach wie vor Raritäten. Bekannt sind hingegen einige Sorten der sogenannten Bauernpfingstrosen, die in sehr vielen Gärten Jahrzehntelang gedeihen. Auch von diesen preisgünstigen, langlebigen und äußerst robusten Pflanzen werden immer mehr spektakuläre neue Blütensorten angeboten.

Die Arten und Sorten der Pfingstrosen der Gattung Paeonia
- Staudenpäonien
- Strauchpäonien
- Intersektionelle (Itoh)-Hybriden


Strauch- und Stauden-Pfingstrosen

Spektakuläre Päonien-SortenPäonien oder Pfingstrosen (Paeonia spec.) sind eine faszinierende Pflanzengattung mit sehr alter Kulturgeschichte. Die Pfingstrose ist die Nationalblume Chinas und wurde und wird viel verehrt, besungen und gemalt. Über 30 Arten von Päonien kommen wildwachsend von Portugal bis Japan vor, 10 davon in Europa, allerdings ausschließlich die jährlich auchdem Boden neu austreibensen Staudenpfingstrosen. Päonien sind seit Jahrtausenden als Medizinalpflanzen in China und Europa bekannt, doch wurden sie ab Anfang dank der großen, schönen Blüten auch für rein dekorative Zwecke angebaut und gezüchtet. Bis heute entstehen in der Päonienzüchtung spektakuläre neue Blütenfarben und Blütenformen (Bild rechts) aber auch besonders robuste Gartenpflanzen.


Die Blüten der Päonien

halbgefüllte Staudenpfingstrose

Pfingstrosen erscheinen mit einer Vielfalt an Blütenformen und Blütenfarben sowie an Blütengrößen. Teilweise duften die Blüten. Anders als bei Rosen ist die Blütezeit auf wenige Wochen im Frühjahr beschränkt. Insgesamt aber ist die Blütezeit zwei Monate lang, weil die verschiedenen Arten und Sorten von April bis Juni blühen. Pfingstrosen übertreffen alle anderen Gartenpflanzen mit der Größe ihrer Einzelblüten. Päonien gibt es mit gefüllten, halbgefüllten (Bild links) oder ungefüllten, schalenförmigen Blüten (Bild rechts). Außerdem unterscheidet man einen chinesischen Blütentypus von einem japanischen Typus. Die schalenförmigen Blüten neuerer Kultursorten ähneln den wunderschönen europäischen und asiatischen Wildarten von Paeonia am meisten (Bild oben rechts). Die auch bei manchen botanischen Päonien bis zu 20 cm großen Blüten haben wiederum eine charakteristische Haltung Staudenpfingstrose schalenförmig und ungefüllt und zwar hängend, bzw. nickend, zur Seite (Bild oben rechts) oder nach oben (Bild rechts).

Blütenhaltung und Blütenfüllung sind im Garten nicht nur eine Geschmacksfrage, beide Merkmale sind in Bezug auf die Standfestigkeit bzw. Empfindlichkeit gegen Regen von Bedeutung. Eine sehr gute Übersicht über Arten und Sorten, Pflanzung und Pflege bietet die Fachliteratur zu Pfingstrosen.

Wichtig hinsichtlich der Garteneignung und Dauerhaftigkeit der Päonien ist aber auch ihre botanische Herkunft.

Stauden- oder Bauernpfingstrosen

Die oberirdischen Teile der Stauden-Päonien sterben im Winter ab. Aus dem verdickten Wurzelstock treiben sie Jahr für Jahr im zeitigen Frühjahr mit sehr schönem, sattem und kräftigem Grün neu aus und blühen je nach Art ein bis zwei Wochen lang rund um Pfingsten. Die ausdauernden Pflanzen sind 40 cm bis 1 m hoch und können sehr alt werden. Chinesische, kaukasische und europäische Wildarten gibt es mit weißen, gelben und roten Blüten. Die südeuropäische purpurrote Gebirgspflanze Paeonia officinalis ist die Wildform der traditionellen sogenannten Bauernpfingstrose, die man aus Kloster- und Bauerngärten kennt. Die aus ihr hervorgegangenen Gartensorten haben stark gefüllte Blüten in weiß, rosa oder rot.


Lactiflora-Hybriden

Staudenpfingstrose gefüllte Form

Die meisten heutigen bei uns bekannten Staudenpfingstrosen sind Hybriden der chinesischen, reinweißen und duftenden Paeonia lactiflora, deren in zwei Jahrtausenden herausgezüchtetes Blütenfarbspektrum von weiß über crème, rosa bis rot reicht. Nur ungefähr 20 % der 3000 Kultursorten duften. Der Duft ist stark aber anders als Rosenduft. Lactiflora-Hybriden gibt es mit allen erdenklichen Blütenformen von einfach über japanisch und anemonenförmig bis stark gefüllt (Bild rechts), wie es dem traditionell chinesischen und auch europäischen Typus entspricht.

Strauchpfingstrosen

Strauchpfingstrose

Die ursprünglich aus China und Tibet stammenden sogenannten Strauch-Päonien sind verholzende Gebirgspflanzen, deren Habitus zwischen 1 m hohem Halbstrauch und kleinen Bäumchen von bis zu 3 m variiert. Strauchpfingstrosen werfen im Winter ihre Blätter ab, die Zweige schlagen aus im Herbst angelegten Knospen jedes Frühjahr erneut aus. Sie wachsen eher langsam, können aber 100 Jahre alt und älter werden. Strauchpfingstrosen werden seit 2000 Jahren in China aber auch in Japan gezüchtet und übertreffen Staudenpäonien an Blütenformen und Blütenfarben. Unter den erst seit wenigen Jahrzehnten bei uns zur Verfügung stehenden chinesischen, japanischen, amerikanischen (Bild links) und europäischen beziehungsweise französischen Sorten gibt es für jeden Geschmack und für viele Standorte die geeignete Gartenpflanze. Viele blühen früh im Jahr, oft bereits im April und verzaubern uns mit aufregenden Farben und bis zu 25 cm großen Blüten.

Suffruticosa-Gruppe

Die meisten alten Strauchpfingstrosen für den Garten sind unbekannte Kreuzungen, die nicht nach botanischen, sondern nach geografischen bzw. historischen Kriterien unterteilt sind. Die früheste botanische Beschreibung der chinesischen Strauchpfingstrose im Westen war Paeonia suffruticosa, die allerdings eine Kulturform und keine Wildart ist. So unterscheidet man die Strauchpäonien chinesischen Ursprungs von den andersartigen japanischen Formen und den relativ neuen europäischen Suffruticosa-Hybriden. Traditionelle chinesische Suffruticosa-Hybriden haben stark gefüllte, schwere, duftende Blüten (wie auch die Lactiflora-Hybriden) und blühen sehr früh. Der Strauch bleibt eher niedrig. Japanische Suffruticosa-Hybriden (Bild rechts) sind hochwüchsig und haben meist einfache oder halb gefüllte sehr große Blüten ohne Duft. Die älteren europäischen Züchtungen orientierten sich am chinesischen Stil, die neueren am japanischen.


Rockii-Hybriden

Paeonia Rockii-Hybride

Besonders robuste Strauchpfingstrosen mit bester Anpassung an kaltes wie heißes Klima, sind die sogenannten Rockii-Hybriden aus der chinesischen Hochgebirgsart Paeonia rockii. Neben großen Blüten von über 20 cm Durchmesser zeichnen sich diese Strauchpäonien durch ihre schwarzroten Basalflecken aus, also durch ihren aufälligen und sehr dekorativen dunklen Schlund. Diese dunklen Flecken sind auch in rosa und violetten sowie in fast weißen Züchtungen erhalten geblieben (Bild links). Rockii-Hybriden gibt es mit gefüllten und ungefüllten Blüten. Die Wuchsform ist aufrecht, so dass Blüten und Strauch gegen regen unempfindlich sind. Rockii-Hybriden kreuzen sich untereinander und säen sich selbst aus.

Auch die traditionellen Suffruticosa-Hybriden sind teilweise aus P. rockii gezüchtet worden.

Lutea- und Delavayi-Hybriden

Eine weitere botanische Wildart von Strauchpäonien, die für die Kreuzungszüchtung wichtige Merkmale mitbringt, ist die gelbe Paeonia lutea oder P. delavayi var. lutea. Aus ihr entstammen die Lutea- bzw. Delavayi-Hybriden, deren herausragende Eigenschaften eine längere Blütezeit und gelbe bis orangefarbene und tiefrote Blüten sind. (Bild rechts). P. lutea ist auch Kreuzungspartner bei den neuen sogenannten intersektionellen Hybriden oder Itoh-Hybriden.

Intersektionelle Itoh-Hybriden

Itoh-Hybride Bartzella

Intersektionelle Hybriden aus der Staudenpäonie P. lactiflora und der Strauchpäonie P. lutea wurden erstmals vor 50 Jahren von dem Japaner Itoh gezüchtet. Itoh-Hybriden ziehen ihre oberirdischen Teile im Winter ein und ähneln damit Staudenpfingstrosen. Ihre Blüte ähnelt hingegen Strauchpfingstrosen: Die Blüten sind bis zu 20 cm groß und Intersektionelle Hybride Hillary die Blütezeit ist besonders lang.

Die Blütenfaben gelb und orange, die es nicht unter Staudenpfingstrosen gab, zeichnen die Intersektionellen Hybriden wie "Bartzella" (Bild rechts) oder "Hillary" (Bild links) ganz besonders aus, weil in allen Blütenfartben changierenden Farbtöne in jeder Blüte entstehen (Bild links).

Die Pflanzen werden nur ungefähr 1 m hoch und sind für viele Standorte im Garten gut geeignet. Allerdings sind Itoh-Hybriden seltene und teure Liebhaberpflanzen und anders als Bauernpfingstrosen und Strauchpaeonien etwas anfällig für Pilzkrankheiten.


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